Einweisung der Crew Pflichten des Skippers

Die Einweisung der Crew ist eine der am häufigsten vernachlässigten Pflichten des Skippers.

Manchen ist es peinlich, sich mit den angeblich "ach so erfahrenen" Crew-Mitgliedern durch das Schiff zu drängeln. Anderen laufen die Crew-Mitglieder gleich davon, wenn es »Crew-Einweisung!« heißt. Und wieder andere glauben, dass sowas nur für Landratten notwendig sei.

Im Falle des Falles bist du als Skipper voll haftbar!

Ganz egal, welchen Grund du vorschieben würdest: Die Crew-Einweisung gehört auch bei der erfahrensten Mannschaft dazu. Sie ist Pflicht-Programm.

Skipper-Ballett: Die Crew hat Anspruch auf die volle Show!

Das volle Programm

  • Notschalter, Ausschalter, Sperrventile
  • Notfall-Manöver, Anlege-Manöver
  • Schränke, Türen, Tisch
  • Pantry und Gas
  • Klo-Einweisung!
  • ALLE Navi-Geräte erklären
  • Schwimmwesten und Notsignale
  • Feuerlöscher und Verbandskasten
  • Lenzen, Ankern, Backskisten
  • Segel-Manöver, ALLE Leinen erklären
  • Wasser und Sprit (Wo und wie?)

Notfall-Manöver wird PRAKTISCH geübt! Jeder an Bord, der mindestens 16 Jahre alt ist, muss einmal das Notfall-Manöver schaffen. Vorher geht die Reise nicht los.

Mindestens deine Crew hat Anspruch auf das volle »Skipper-Ballett«. Eine vollständige Einweisung in alle Dinge, die während der Reise wichtig werden können.

Und sie kann herummaulen, wie sie will: Sie bekommt, wofür sie dich gewählt hat. Ob sie will oder nicht.

Profi-Tipp: Gehe immer vom dümmsten anzunehmenden Fall aus! Auch wenn die Leute behaupten, dass sie alles wissen und können: Sei versichert, sie irren! Man vergisst manches. Schneller als man denkt.

Mache das Ballett nicht allein! Frage rum, ob jemand die gerade zu erklärende Sache kennt. Picke dir einen raus, der es allen erklärt. Und achte darauf, dass es richtig erklärt wird. Das schafft Zusammengehörigkeitsgefühl für die Crew. Und es zeigt dir, auf welche Leute du dich im Zweifel wirklich verlassen kannst.

Die Einweisung wird schriftlich bestätigt! Nur um möglichen Irritationen aus dem Weg zu gehen: Jeder, der am Ballett teilgenommen hat, bestätigt das mit seiner Unterschrift.

Gerade bei (noch) Unbekannten; aber - man hat ja schon einiges erlebt - auch bei guten Bekannten wird es dich ruhiger schlafen lassen, wenn du dir die Einweisung schriftlich bestätigen lässt. ... Ist ja nur für den Fall, dass jemand vergesslich wird und hinterher sagt, er hätte vorher nichts davon gehört...

Rollen-Verteilung: Jeder bekommt eine Aufgabe

Einen Skipper gibt's ja schon. Nun brauchen wir noch "Mit-Verantwortung". Dazu bekommt JEDER in der Crew eine feste Aufgabe, für die er ganz allein verantwortlich ist. Das heißt nicht, dass er es auch allein machen muss. Aber es ist sein - und NUR SEIN - Aufgabenbereich. Hier herrscht nur er allein.

Co-Skipper

Der zweite Mann an Bord. Er übernimmt die Verantwortung, wenn der Skipper schläft, krank oder einfach nur von Bord ist. (Ja, auch beim Baden.)

Und er koordiniert die Decksarbeit bei den Manövern, wenn der Skipper selbst steuert.

Logischerweise sollte das (neben dir) der erfahrenste Mann an Bord sein.

Finanzminister

Wenn du nur mit der Familie reist, gibt es sicherlich keine Fragen.

Wenn du mit Freunden, Bekannten oder Fremden reist, sollte ein fester Finanzminister eingesetzt werden, der die Bordkasse pflegt und hütet.

Feuerwehr

Die Feuerwehr ist Chef bei der Abwehr von Bränden und anderen Gefahren. Ihr Job ist die Sicherheit an Bord.

Das heißt: Sie übernimmt - in Abstimmung mit dem Skipper(!) - das Kommando, wenn Gefahren im Busch sind.

Nicht "das Kommando über das Schiff". Sondern "das Kommando bei der Gefahrenabwehr".

... Also er entscheidet: Wer kümmert sich um die Verletzten? Wer schickt - AUSNAHMSLOS NUR IN ABSTIMMUNG MIT DEM SKIPPER ODER CO-SKIPPER!!!! - den Notruf raus? Wer löscht? Wer lenzt?

... und er ist verantwortlich für: die Papiere und die Notsignale, wenn man das Schiff verlassen muss

Ventilator

Der Ventilator kümmert sich um alle Schiffsöffnungen. Beim Verlassen des Schiffs (zum Gaststättenbesuch) ebenso, wie beim "seefest machen" für das aufziehende schlechte Wetter.

Seine Aufgabe ist auch die Bilgen-Kontrolle. (Die "Bilge" ist der tiefste Raum im Schiff, wo sich das Wasser sammelt.) Gelegentlich muss die manuell ausgepumpt werden. (Nein, das ist kein "Notfall". Das Schiff sinkt auch nicht. Es ist normal, dass sich dort Wasser sammelt. Es muss halt nur ab und zu raus.)

Smut

Der Smut ist der Boss der Küche und aller Lebensmittel und Getränke an Bord. Er bestimmt die kommenden Einkaufslisten ebenso, wie er das letzte Wort beim täglichen Essen hat.

Er muss nicht allein kochen oder einkaufen, sondern kann sich jederzeit Helfer aus der Crew rekrutieren.

Weitere Aufgabengebiete ("Rollen") nach Bedarf...

Je unerfahrener die Crew, desto wichtiger wird es, sie in alle Belange des Schiffes einzubinden. Das gilt auch für die Kinder. (Zwei Mal am Tag Schwimmwesten durchzählen; und sie sind stolz wie Oskar.)

Du kannst dabei deiner Kreativität freien Lauf lassen: Wie wäre es beispielsweise mit einem "Anlege-Verantwortlichen"; also einem Crew-Mitglied, das das Anlege-Manöver koordiniert? Oder wie wäre es mit einem Co-Co-Skipper, also, sagen wir, einem "Bootsmann"? Der hat dann die Aufgabe, dem Co-Skipper und dem Skipper zur Hand zu gehen, wann immer es erforderlich wird. Beispielsweise bei Manövern.

Jeder bekommt eine Aufgabe! Je unerfahrener deine Crew ist, desto fester solltest du ihren Aufgabenbereich beschreiben. Und in den kommenden Tagen übst du ihren Aufgabenbereich mit ihnen. So lernen sie alle nach und nach die wichtigen Dinge, ohne gleich überfordert zu werden.

Je mehr Aufgaben du als Skipper abtreten und in verantwortungsvolle Hände delegieren kannst, desto mehr hast du den Kopf frei. Für Urlaub. Für besondere Aufgaben. Und für den (immer unerwarteten) Notfall.

Diese Aufgaben gibt's zu verteilen

  • Co-Skipper
  • "Finanzminister" (Kassenwart)
  • "Feuerwehr" (Sicherheit und Notfall)
  • "Ventilator" (Luken, Ventile, Pumpen)
  • "Smut" (Küchen-Chef)
  • ... weitere nach Bedarf

Download: Checklisten

Warum machen wir das mit AUSNAHMSLOS JEDEM?

Wenn der Notfall eingetreten ist, dann ist keine Zeit mehr für Erklärungen! Ein Notfall kommt fast immer urplötzlich aus heiterem Himmel. Und wenn er erst mal eingetreten ist, dann müssen die Dinge funktionieren. Dann ist keine Zeit mehr für Erklärungen und Anleitungen.

Falls du Großmäuler und Besserwisser an Bord hast, kannst du dich schnell "beliebt" machen, wenn du sie nur nach den Schallsignalen für den Notfall fragst. Die meisten haben hier eine große Fresse, aber sie bekommen keine drei Not-Schallsignale (See: Dauerton, SOS, langer Ton im Abstand von etwa 1 Minute, im Zweifel JEDES von anderen eindeutig zu unterscheidende Schallsignal im Abstand von etwa 1 Minute; bzw. Binnen: Glocke oder wiederholt langer Ton mit kurzen Pausen, SOS oder im Zweifel so lange willkürlich irgendwelche Töne dauerhupen, bis jemand genervt vorbeikommt) zusammen, ohne erst mühselig darauf gestoßen zu werden.

Da drängt sich gleich am Anfang die Frage auf: »Warum sollen wir das mit jedem - wirklich JEDEM - machen?« Ganz besonders, wenn man mit Leuten fährt, die schon viele Jahre Charter-Erfahrung haben?

Und die Antwort ist so einfach wie einleuchtend: Weil es für alle ein neues Schiff ist, das sie im Notfall aber trotzdem wie ein altbekanntes beherrschen müssen. Auf fast jedem Boot und bei allen verschiedenen Bootstypen sind die Dinge ein bisschen anders. Die Seeventile, der Haupt-Gashahn, der Ort, wo die Schwimmwesten liegen, der Ort, wo der Feuerlöscher hängt/liegt/steht, Verbandskasten, Wassertank, Motor, Funk, Karten, ... es gibt unzählige Dinge, die wir zwar alle kennen, aber von denen wir nicht auf Anhieb wissen, wo es sich genau befindet und/oder wie man es genau benutzt.

Profi-Tipp Immer das volle Programm. Ganz egal, wie langweilig es wird.

Und falls du mit "wildfremden Leuten" fährst, bekommst du gleich einen robusten Einblick in wahre Erfahrung und Psyche deiner Crew: Wo sind die Besserwisser und Neunmalklugen? Wer ist eher defensiv, apathisch oder phlegmatisch? Wer kennt sich mit den Dingen aus? Wer eher nicht?

Auch mit der eigenen Familie? Auf dem Hausboot? Auf dem Binnensee, bei dem man von einem Ufer zum anderen spucken kann?

Ja. Keine Ausnahmen. Keine Ausreden. Niemand bekommt eine Ausnahme-Genehmigung, sich davor zu drücken. Nicht die Kinder. Nicht die Gäste (also die "uninteressierten Mitreisenden") an Bord. Und schon gar nicht die Crew.

Kurz bevor ich diese Zeilen schrieb, starb auf dem Pazifik ein Segler an einem Herzinfarkt. Nicht, dass er hätte gerettet werden können: Aber was, wenn DIR etwas passiert? Irgendwas, das dich unfähig macht, das Boot weiter führen zu können. Mitten auf dem See; und sei er noch so übersichtlich.

Profi-Tipp - ultimative Sicherheit "Notfall-Zettel" mit allen wichtigen Informationen anfertigen und an einer Stelle ablegen, die ALLE an Bord kennen.

Es können gar nicht genug Leute wissen, was im Notfall zu tun ist. Deine Frau, und sei sie an der Verantwortung dafür noch so desinteressiert, ebenso, wie deine Kinder.

Da muss jeder ran

  • Wie zieht man eine Rettungsweste an?
  • Üben!
  • Wie rettet man einen Menschen aus dem Wasser?
  • Üben!
  • Wie geht der Motor im Notfall am Einfachsten aus?
  • Üben!
  • Wie erreiche ich die Wasserschutz-Polizei?
  • Nummer abspeichern!

Das aller-mega-Mindeste: Das muss jeder können!

Die aller-mega-mindesten Maßnahmen

  • Wie zieht man eine Rettungsweste an?
  • Üben!
  • Wie gebe ich Notsignale?
  • Üben!
  • Wie funke ich Notsignale?
  • Üben!

Es. Gibt. Keine. Ausnahmen. Auch die Kinder - soweit aufnahmefähig - sind davon nicht befreit. Mitreisende "Gäste" (also Leute, die anderweitig nicht eingebunden werden wollen oder können) ebenfalls nicht.

Nehmen wir nur mal an, der Blitz schlägt in dein Boot ein und du und deine Frau sind handlungsunfähig. Dann sind die Kinder eure letzte - und vermutlich einzige - Chance, rechtzeitig Hilfe zu holen.

Und genau das übst du mit ihnen.

GMDSS: Notknopf drücken kann jeder!

Funkgerät aus! Sonst gibt's eine böse (und teure) Überraschung.

An den GMDSS-Funkgeräten (See, UKW) gibt es einen schicken roten Knopf. Das ist der Not-Knopf für den Notfall.

Diesen Knopf muss man nur drücken, dann macht's an Bord und im Umkreis höllischen Krach auf allen Schiffen. Das überhört niemand. Man wird sich bei euch melden. Man wird euch SOFORT zu suchen beginnen. Und man wird den Notruf an die Rettungszentren weiterleiten.

All das passiert, ohne dass man mehr machen muss, als diesen einen Knopf zu drücken.

Not-Funken üben?

Funkgerät aus! Sonst gibt's eine böse (und teure) Überraschung.

Danach wird trainiert, wie das Funkgerät zu benutzen ist. Nix einstellen! Einfach reinbrüllen. Im Zweifel ist JEDER Kanal richtig.

Wichtig ist nur: Knopf drücken. Brüllen. (»Notfall! Schiff [Name-des-Schiffes] braucht Hilfe!«) Knopf loslassen. Warten. ... Wiederholen, bis eine Antwort aus dem Funkgerät kommt. ... Wenn eine Antwort kommt, die GPS-Koordinaten vorlesen.

Das ist alles andere als "Norm". Aber im Notfall scheißen wir auf jede Regel. Man wird es schon verstehen. Und man wird euch an dieser Position suchen.

GPS ablesen üben?

Die meisten GPS-Geräte machen es ziemlich idiotensicher:

Lat: 54.088457

Lon: 12.142541

Solche Zahlen stehen auf den meisten GPS-Geräten. Trainiere deine Kinder und alle mitreisenden (desinteressierten) Gäste darauf! Lasse es sie einfach am Funkgerät vorlesen. Genauso, wie es da steht. Man wird sie verstehen.

Notsignale üben?

Auch da muss jeder mal ran: Wie gebe ich Notsignale?

Binnen ist es super-einfach: Eine rote Flagge (auch ein Handtuch) im Kreis schwenken. Oder wiederholt lange auf die Hupe drücken, bis jemand vorbeikommt und nachguckt, wer da die Ruhe auf dem Wasser stört...

Auf der Hohen See ist es nicht wirklich schwieriger: Die Arme seitlich heben und senken. Wie ein Vogel fliegt; nur langsamer. Und etwa alle Minute ein laaaaaaaaaaanger Ton. Im Zweifel einfach "La-Paloma" hupen, bis jemand vorbeikommt. ... Listigerweise funktioniert das aber nur, wenn auch jemand zu sehen ist. Bis dahin muss der Funk helfen.

Praktisch üben! Das kann man unter Deck wunderbar üben. Auch das Hupen kann man üben; solange man nicht dabei hupt. (Hauptschalter aus; oder woanders üben und den Leuten sagen, wo der Knopf für die Hupe ist.)

SOS (⬤ ⬤ ⬤ — — — ⬤ ⬤ ⬤) hupen?

Dieses Notsignal ist international. Jeder kennt es. Binnen und auf der Hohen See.

Wenn deine Leute aufnahmefähig genug sind (du hast zweifellos einen "Notfall-Zettel" gemacht), können sie auch einfach "SOS" hupen. Immer und immer und immer wieder. Bis jemand vorbeikommt.

Auf See macht es aber erst Sinn, wenn jemand in Hörweite ist. Also erst dann, wenn Boote zu sehen sind. Anderenfalls ist es vergebene Liebesmühe.

Und ganz wichtig: Nicht aufhören, bis die Retter in Rufweite sind! Bringe das deinen Leuten und den Kindern bei!

Du siehst: Es gibt durchaus Möglichkeiten, wie sie sich - auch ohne dich - im Notfall bemerkbar machen können. Sie müssen es nur wissen. Und üben.

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18055 Rostock
Andrea Zander
(0381) 383 91 15

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